Können wir etwas Positives aus der Coronakrise mitnehmen?
Seit Wochen vergeht kein Tag ohne neue Meldungen über die Coronapandemie und was das an neuen Einschränkungen für uns bedeutet. Aber dieser Beitrag soll sich nicht um die durchaus berechtigten Zukunftssorgen oder andere negative Aspekte drehen, sondern versuchen, die aktuelle Situation aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten. Ich will hier nicht bestreiten, dass viele schlimme Dinge passieren bzw. passieren können und möchte auch niemanden zu nahe treten. Aber gerade wegen der vielen negativen Nachrichten ist es wichtig, sich bewusst zu machen, was gerade auch Positives passiert. Und es gibt gute Aspekte.
Hier ein paar Beispiele aus meinem Leben:
• In meiner Familie gibt es mehr Zusammenhalt. Wir ziehen gerade um und das ohne jegliche Helfer. Nicht weil wir keine gefunden hätten, sondern wegen der Kontaktverbote. Mein Mann und ich schleppen zu zweit unseren 4 Personenhaushalt inkl. aller Möbel von einem Haus in den ausgeliehenen Transporter und von dort ins andere. Die Kinder haben scheinbar den Ernst der Lage erkannt und machen es auch gut mit (statt ein schönes Wochenende bei den
Großeltern zu verbringen). So eine Herausforderung als Familie zu stemmen, schweißt einen mehr zusammen.
• Durch das Wegfallen von Schule und Kita, aber nicht der Arbeit, haben wir unseren Familienalltag angepasst, was u.a. dazu führt, dass wir unter der Woche gemeinsam Mittagessen. Das empfinde ich als Bereicherung.
• Was ich persönlich toll fand war der Musik Flash Mob am Sonntag den 22.3. Ich habe am offenen Fenster zusammen mit vielen anderen Musikern in Deutschland, ja, sogar in Roßdorf, die Ode an die Freude gespielt. Meine Nachbarin erzählte mir am Tag danach, dass sie Tränen in den Augen hatte, weil es so schön gewesen sei.
• Wir haben schon länger eine solidarische Nachbarschaft. Aber durch diese Krise wurde sie noch solidarischer. Wir Jüngeren bieten den Älteren unsere Hilfe an. Jetzt noch mehr als vorher. Und überall entstehen solche Hilfen. → Nachbarschaftshilfe Roßdorf – Einkauf
• Es entstehen gerade unglaublich viele Homeofficeplätze. Auch ich habe endlich die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten. Ich denke, dass Deutschland nach dieser Krise für viele berufstätige Mütter und Väter endlich etwas familienfreundlicher sein wird was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht.
Jetzt noch ein paar Dinge, die allgemein positiv sind, bzw sich zum Positiven wandeln könnten:
• Was mich freut ist, dass die Menschen, die in wichtigen, aber schlecht bezahlten Berufen wertvolle Arbeit leisten viel Aufmerksamkeit bekommen. Sogar Applaus aus Fenstern. Wobei ich das nur aus den Nachrichten weiß. Hier habe ich noch niemanden applaudieren gehört. Schön wäre, wenn diese Aufmerksamkeit auch bleibt und diese Leute nicht erst nach der Krise auch mehr Geld dafür bekommen, dass sie systemrelevant sind.
• Unsere Umwelt und Natur hat gerade eine Atempause durch die eingeschränkte Mobilität und die heruntergefahrene Wirtschaft. So kommt es zu einer erheblichen Einsparungen von CO2 Emissionen. Aber es wird schon vor einem Rebound Effekt gewarnt. Nach der Weltfinanzkrise um 2008 war es nämlich auch so, dass zur Krisenzeit weniger CO2 produziert wurde. Aber sobald die Krise überstanden war und alle Länder (allen voran China) ihre Wirtschaft wieder ankurbelten wurde wesentlich mehr CO2 ausgestoßen als davor eingespart wurde. (Quelle DLF)
Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt:
• Schon 1972 warnte der Club of Rome vor den Grenzen des Wachstums. Und auch heute gibt es Kritiker der aktuellen Wirtschaftsform: die Postwachstums- bzw. auch die Gemeinwohlökonomie fordern ein Umdenken unserer Wirtschaftsziele. Wir können aus dieser Wirtschaftskrise klüger herausgehen und hoffen, dass die Politik entsprechend darauf reagiert und nicht nach bestandener Corona-Krise ein „weiter wie vorher“ macht. Wir können ihr dabei helfen, in dem wir unser Verhalten ändern: weniger Konsum, weniger Flüge, im Prinzip was ich schon im CO2-Einsparen geschrieben habe. Wir können aber auch noch mehr tun. Es gibt (Kranken-)Versicherungen oder Banken die nachhaltig arbeiten oder sogar Gemeinwohlzertifiziert sind.
Je mehr Menschen zu dieser Art von „Anbietern“ wechseln und damit zeigen, dass sie sich andere Wirtschaftsziele wünschen und die unterstützen, die genau das machen, umso besser. (Ich habe meine Krankenversicherung genau aus diesem Grund gewechselt. Leider sagte mir der Sachbearbeiter meiner alten Krankenkasse, dass er so einen Wechselgrund noch nie gehört hat. Sehr schade.)
Eure
Katrin Rose